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Lektion 36
10 min

Liquidität einfach erklärt

Als wesentlicher Bestandteil der Finanzwelt ist die Liquidität auch von entscheidender Bedeutung für das tägliche Geschäft von Unternehmen. Ohne eine ausreichende Liquidität können Unternehmen ihre laufenden Verpflichtungen nicht erfüllen, was ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten zur Folge haben kann. Neben der Definition und Erklärung von Liquidität im Kontext von Unternehmen, lernst du in diesem Artikel außerdem die verschiedenen Liquiditätsgrade kennen. Wir erklären dir, wie ein sorgfältiges Liquiditätsmanagement aussehen kann, welche Auswirkungen Liquiditätsmangel oder -überschuss haben kann und welche Rolle die Liquidität für Anleger spielt.

  • Liquidität bezeichnet die kurzfristige Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und umfasst Bargeld sowie schnell liquidierbare Vermögenswerte wie Forderungen

  • Eine gute Liquidität ermöglicht es einem Unternehmen, seine Rechnungen pünktlich zu bezahlen und gleichzeitig notwendige Investitionen für weiteres Wachstum zu tätigen

  • Die Liquiditätsgrade, von der Barliquidität bis zu Vermögenswerten, geben Aufschluss über die finanzielle Flexibilität und Sicherheit eines Unternehmens

  • Eine effektive Liquiditätsplanung sichert die Zahlungsfähigkeit, unterstützt das Wachstum des Unternehmens und hilft dabei, eine Insolvenz zu vermeiden

Was ist Liquidität?

Liquidität bezeichnet die Fähigkeit eines Unternehmens oder einer Person, alle fälligen Zahlungsverpflichtungen termingerecht zu erfüllen. Sie umfasst dabei nicht nur Bargeld und Bankguthaben, sondern auch schnell liquidierbare Vermögenswerte wie Forderungen und bestimmte Vorräte. Liquidität stellt somit eine Definition dafür dar, wie schnell und ohne signifikanten Wertverlust Mittel in Bargeld umgewandelt werden können. Das dient dem Ziel, laufende Ausgaben wie Gehälter, Rechnungen und Raten bei Kreditinstituten schnellstmöglich begleichen zu können. 

Der Zusammenhang zwischen Liquidität und Gewinn

Liquidität und Gewinn hängen eng zusammen und tragen gemeinsam zur finanziellen Gesundheit eines Unternehmens bei. Während Liquidität die Fähigkeit eines Unternehmens beschreibt, kurzfristige Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, bezieht sich der Gewinn auf den Überschuss der Einnahmen über die Ausgaben. Eine gute Liquidität ermöglicht es einem Unternehmen, seine Rechnungen rechtzeitig zu bezahlen und gleichzeitig Investitionen für weiteres Wachstum zu tätigen. 

Liquiditätsplanung: die drei Grade der Liquidität

 

Die Liquiditätsplanung ist ein zentraler Aspekt des Finanzmanagements eines Unternehmens. Sie stellt sicher, dass die Zahlungsfähigkeit gewährleistet ist und stets genügend flüssige Mittel zur Verfügung stehen, um laufende Verpflichtungen zu erfüllen. Diese Planung berücksichtigt verschiedene Grade der Liquidität, welche die Fähigkeit eines Unternehmens widerspiegeln, seine lang-, mittel- und kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken. Die drei Liquiditätsgrade – Liquidität 1., 2. und 3. Grades – bilden zusammen ein umfassendes Bild der finanziellen Flexibilität und Sicherheit eines Unternehmens.

Liquidität 1. Grades

Die Liquidität 1. Grades ist auch als Barliquidität bekannt. Einfach erklärt misst dieser Grad der Liquidität die sofort verfügbaren Zahlungsmittel, die ein Unternehmen nutzen kann, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu begleichen. Diese umfassen bares Geld und Kassenbestände, Bankguthaben und andere leicht liquidierbare Vermögenswerte.

Der 1. Liquiditätsgrad ist ein kritischer Indikator für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens, da er die unmittelbare Zahlungsfähigkeit darstellt. Unternehmen mit einer hohen Liquidität 1. Grades sind in der Regel besser in der Lage, plötzliche Liquiditätsengpässe zu bewältigen, ohne auf externe Finanzierungsquellen zurückgreifen zu müssen. Dieser Grad der Liquidität ist daher besonders wichtig in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit, wenn ein schneller Zugang zu liquiden Mitteln entscheidend sein kann.

Liquidität 2. Grades

Die Liquidität 2. Grades erweitert die Erklärung der Liquidität 1. Grades, indem sie kurzfristig liquidierbare Vermögenswerte wie Forderungen als sofort verfügbare Zahlungsmittel einschließt. Sie zeigt auf, wie gut ein Unternehmen in der Lage ist, innerhalb eines mittleren Zeitrahmens seinen Zahlungsverpflichtungen nachzukommen.

Im Vergleich zur unmittelbaren Liquidität der ersten Stufe berücksichtigt die Liquidität 2. Grades auch diejenigen Vermögenswerte, die sich zwar nicht sofort, aber doch innerhalb eines kurzen Zeitraums in Bargeld umwandeln lassen. Durch diese zusätzliche Liquiditätsebene kann man die mittelfristige finanzielle Gesundheit und Liquiditätslage eines Unternehmens realistischer beurteilen. Sie ist entscheidend für das Management von Zahlungszyklen und die Aufrechterhaltung eines stetigen Cashflows.

Liquidität 3. Grades

Der 3. Liquiditätsgrad gibt das Verhältnis des Umlaufvermögens zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten an. Er umfasst alle Vermögenswerte, die innerhalb eines Jahres zu Geld gemacht werden können, einschließlich Vorräte und andere weniger schnell liquidierbare Ressourcen. Die Liquidität 3. Grades gibt Aufschluss darüber, wie ein Unternehmen seine langfristigen finanziellen Verpflichtungen decken kann.

Diese Stufe der Liquidität betrachtet die umfassendste Palette an Vermögenswerten, die zwar nicht sofort verfügbar sind, aber doch innerhalb eines akzeptablen Zeitraums liquidierbar sein sollten. Die Liquidität 3. Grades ist besonders relevant für Unternehmen in Branchen, die hohe Bestände an Vorräten halten oder bei denen die Umwandlung von Vermögenswerten in Bargeld länger dauert. Sie hilft dabei, die langfristige finanzielle Flexibilität und Planungssicherheit zu bewerten und zu verstehen, wie ein Unternehmen mit potenzieller Zahlungsunfähigkeit und zukünftigen Liquiditätsengpässen umgehen kann.

Wie wird die Liquidität eines Unternehmens gemessen?

Die Messung der Liquidität eines Unternehmens erfolgt durch eine Reihe von finanziellen Kennzahlen, die aufzeigen, wie effektiv das Unternehmen als Wirtschaftssubjekt seine kurzfristigen Verpflichtungen erfüllen kann. Diese Kennzahlen umfassen unter anderem den Cash Ratio und den Operating Cashflow. Sie bieten detaillierte Einblicke in die Fähigkeit eines Unternehmens, ausreichende flüssige Mittel für seine Betriebsaktivitäten zu generieren und aufrechtzuerhalten.

Diese Kennzahlen sind essenziell für das Liquiditätsmanagement und helfen dabei, strategische Entscheidungen über Investitionen und Finanzierungen zu treffen, um die Liquidität zu sichern:

  • Cash Ratio 

Zum einen misst der Cash Ratio das Verhältnis von Bargeld und bargeldähnlichen Vermögenswerten zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Diese Kennzahl gibt Aufschluss darüber, inwiefern ein Unternehmen in der Lage ist, seine sofortigen Zahlungsverpflichtungen ausschließlich mit seinen verfügbaren Bargeldressourcen zu decken. Das ist besonders wichtig, um das Umlaufvermögen effektiv zu managen.

  • Operating Cashflow 

Ein weiterer wichtiger Indikator ist der Operating Cashflow. Dieser zeigt, wie viel Geld das Unternehmen durch die regulären Geschäftstätigkeiten generiert. Ein positiver Operating Cashflow bedeutet, dass das Unternehmen genug Zahlungsmittel erwirtschaftet, um seine Rechnungen zu bezahlen, Investitionen zu tätigen und gleichzeitig Tilgungsraten zu begleichen.

Was passiert bei einem Liquiditätsmangel?

Wenn ein Unternehmen nicht über ausreichend flüssige Mittel verfügt, um seine kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken, spricht man von einem Liquiditätsmangel. Dieser kann eine Reihe negativer Konsequenzen nach sich ziehen und bspw. den Fortbestand des Unternehmens gefährden.

Zunächst führt ein Mangel an Liquidität dazu, dass ein Unternehmen möglicherweise nicht in der Lage ist, seine Rechnungen pünktlich zu bezahlen. Dadurch können zum einen höhere Kosten für z. B. Verzugszinsen oder Strafgebühren entstehen und zum anderen kann sich die Beziehung zu Lieferanten und Dienstleistern verschlechtern. Um den Liquiditätsengpass zu überwinden, könnte es erforderlich sein, dass das Unternehmen kurzfristige Kredite aufnehmen muss, was die finanzielle Belastung weiter erhöht.

Hält der Liquiditätsmangel länger an, kann so auch das Vertrauen von Investoren und Kreditinstituten untergraben werden: Daraus resultieren dann wiederum eine Verringerung der Kreditwürdigkeit und steigende Finanzierungskosten. In schwerwiegenden Fällen können aus einem Liquiditätsmangel sogar die Zahlungsunfähigkeit und Insolvenz hervorgehen, wenn das Unternehmen nicht mehr in der Lage ist, seinen Steuerrückstellungen und Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. 

Welche Bedeutung hat eine zu hohe Liquidität?

Bei einer zu hohen Liquidität in einem Unternehmen liegt auf der einen Seite ein bedeutender Anteil des Vermögens in Form von barem Geld oder anderen leicht liquidierbaren Mitteln vor, um Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. Auf der anderen Seite deutet eine zu hohe Liquidität darauf hin, dass das Kapital nicht effektiv genutzt wird. Außerdem kann eine übermäßige Liquidität zu geringeren Renditen führen, da die verfügbaren Zahlungsmittel nicht in produktivere Anlagen investiert werden. 

Wenn ein Unternehmen dauerhaft mehr Liquidität hält, als es für den laufenden Betrieb und für unerwartete Ausgaben benötigt, kann dies auf eine übermäßig konservative Managementstrategie hinweisen. Investitionen in neue Projekte, Forschung und Entwicklung oder die Expansion in neue Märkte unterbleiben dann in der Regel. Infolgedessen könnte das Unternehmen im Vergleich zu Wettbewerbern, die ihre Ressourcen effektiver einsetzen, eine geringere Gesamtrendite erzielen. Unter Stakeholdern gilt eine zu hohe Liquidität zudem als ein Zeichen mangelnder Ambition oder Innovationsfähigkeit, was langfristig das Vertrauen in das Unternehmen beeinträchtigen kann. 

Welche Rolle spielt die Liquidität für Anleger?

Die Liquidität eines Unternehmens ist auch für Anleger interessant. Sie bestimmt, wie schnell und flexibel Investitionen in Geld umgewandelt werden können. Eine hohe Liquidität in Anlagen wie Tagesgeld bedeutet zwar eine schnelle Verfügbarkeit des Kapitals, aber oft auch eine geringere Rendite, weil liquide Anlagen typischerweise niedrigere Zinsen bieten. 

Allerdings besteht ein Trade-off zwischen Liquidität und Rendite, was bedeutet, dass eine höhere Liquidität oft zu niedrigeren Renditen führt und umgekehrt: Hochliquide Anlagen wie Tagesgeld oder Geldmarktfonds bieten große Sicherheit und schnellen Zugriff auf das investierte Geld, erzielen jedoch aufgrund des geringen Risikos meist niedrigere Erträge. Auf der anderen Seite können Investitionen in Immobilien oder langfristige Anleihen, die weniger liquide sind, potenziell höhere Renditen bieten. Diese Anlagen binden jedoch Kapital über längere Zeiträume. Das kann zu Liquiditätsengpässen führen, wenn Mittel schnell benötigt werden.

Um sowohl Sicherheit als auch Wachstumspotenzial zu maximieren, sollten Anleger auf eine ausgewogene Anlagestrategie mit einem diversifizierten Portfolio setzen. Wichtig ist dabei, sowohl liquide als auch illiquide Vermögenswerte zu integrieren. 

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Fazit: Die Planung der Liquidität ist für Unternehmen sehr wichtig

Egal, wie groß ein Unternehmen ist oder welcher Branche es angehört: Die sorgfältige Planung der Liquidität sollte immer ein hohes Stellenmaß haben. Eine gut durchdachte Liquiditätsplanung sichert die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens und unterstützt das nachhaltige Wirtschaftswachstum. Dies betrifft zwei Arten von Liquidität: Sowohl die dynamische Liquidität, welche die Fähigkeit eines Unternehmens misst, auf unerwartete finanzielle Anforderungen schnell reagieren zu können, als auch die Liquidität in Sachen Finanzierung. Dies ermöglicht es, neue Projekte ohne unnötige Verzögerungen zu finanzieren.

Durch ein effektives Liquiditätsmanagement haben Unternehmen genügend Bargeld zur Hand, um laufende Verpflichtungen wie Steuerrückstellungen und Gehaltszahlungen zu erfüllen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, Investitionen in Anlagevermögen oder Forschung und Entwicklung vorzunehmen, die für langfristiges Wachstum notwendig sind. Dabei müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie nicht nur genügend Liquidität besitzen, um ihre kurzfristigen Verbindlichkeiten zu decken, sondern auch eine ausreichende Reserve für unvorhergesehene Ausgaben halten.

Unternehmen agieren in der Regel als Wirtschaftssubjekte. Das bedeutet, dass sie in der Lage sein müssen, ihre finanziellen Ressourcen strategisch einzusetzen, um Marktchancen zu nutzen und sich gegen Risiken abzusichern. Die Liquiditätsplanung ist somit ein zentraler Aspekt, der gewährleistet, dass Unternehmen auch in unsicheren Zeiten robust und reaktionsfähig bleiben.

Häufige Fragen rund um Liquidität

Hier findest Du Antworten zu den meistgestellten Fragen zur Liquidität.

Was ist liquides Vermögen?

Liquides Vermögen umfasst alle Vermögenswerte, die schnell und ohne wesentlichen Wertverlust in Bargeld umgewandelt werden können. Dazu zählen bares Geld aus dem Kassenbestand, Bankguthaben, Geldmarktfonds und kurzfristig fällige Wertpapiere. Durch diese Vermögenswerte können Unternehmen kurzfristige finanzielle Verpflichtungen erfüllen und die Liquidität aufrechterhalten.

Wie kann ein Unternehmen seine Liquidität verbessern?

Ein Unternehmen kann seine Liquidität verbessern, indem es effektive Forderungsmanagement- und effiziente Inventarpraktiken implementiert, um schneller Zahlungen zu erhalten und Lagerkosten zu minimieren. Eine weitere Strategie ist die Optimierung der dynamischen Liquidität durch flexible Kreditlinien oder die Refinanzierung von Schulden zu günstigeren Bedingungen. Diese Maßnahmen erhöhen die verfügbaren Bargeldreserven und unterstützen die Zahlungsfähigkeit.

Was ist der Unterschied zwischen Liquidität und Cashflow?

Liquidität bezieht sich auf die sofort verfügbaren Mittel eines Unternehmens, um seine kurzfristigen Verpflichtungen zu decken, während Cashflow die Menge an Bargeld darstellt, die über einen bestimmten Zeitraum ein- und ausgeht. Liquidität ist ein Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt, hingegen ist Cashflow eine Bewegung, die zeigt, wie Gelder generiert und verwendet werden. 

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