Blockchain und Innovative Technologien
Lektion 12
11 min

Was sind Smart Contracts und wie funktionieren sie?

In einer Welt, in der Technologie und Vertrauen Hand in Hand gehen müssen, revolutionieren Smart Contracts die Art und Weise, wie Verträge abgeschlossen und ausgeführt werden. Diese digitalen Protokolle, die auf der Blockchain-Technologie basieren, ermöglichen eine automatisierte Abwicklung von Verträgen. Denn sie können Bedingungen selbst verifizieren und ausführen – ganz ohne Zwischenhändler. Besonders im Ethereum-Netzwerk haben Smart Contracts eine Schlüsselrolle übernommen, wodurch sie das Potenzial von Blockchains weit über den Finanzsektor hinaus ausdehnen.

In diesem Artikel erklären wir dir, was Smart Contracts sind und  wo sie eingesetzt werden. Außerdem geben wir dir einen Überblick über die Vor- und Nachteile dieser innovativen Technologie.

  • Smart Contracts sind selbstausführende Verträge, die auf Blockchain-Technologie basieren

  • Ursprünglich 1994 von Nick Szabo konzipiert, um Vertragsrisiken zu minimieren

  • Durch das Ethereum-Netzwerk wurden Smart Contracts weit verbreitet bekannt

  • Sie sind grundlegend für ICOs (Initial Coin Offerings) und erweitern ihre Anwendungen über Finanztransaktionen hinaus in Versicherungen, Liegenschaftsmanagement und darüber hinaus

  • Smart Contracts müssen sorgfältig programmiert und getestet werden, um Sicherheit zu gewährleisten

Definition: Smart Contracts einfach erklärt

Ein Smart Contract ist laut Definition ein selbstausführender Vertrag, dessen Vertragsbedingungen direkt im Code enthalten sind. Diese Codes laufen auf einer Blockchain und führen automatisch Aktionen aus, wenn vordefinierte Bedingungen erfüllt sind, ohne dass eine Zwischeninstanz erforderlich ist.

Smart Contracts repräsentieren eine neue Art der Vertragsgestaltung, die auf Transparenz, Sicherheit und Effizienz setzt. Sie könnten die Art und Weise, wie wir handeln, teilen und miteinander geschäftlich tätig sind, revolutionieren.

Historische Entwicklung von Smart Contracts

Die historische Entwicklung von Smart Contracts lässt sich auf automatisierte Mechanismen zurückführen, die einfache Verträge abwickelten. Ein klassisches Beispiel ist der Verkaufsautomat: Geld wird eingeworfen und der gewünschte Artikel wird ausgegeben. Dieser direkte Austausch von Wert gegen Produkt ist ein früher Ansatz der Automatisierung von Vertragsbedingungen.

Nick Szabo, ein Pionier auf dem Gebiet der Kryptographie, erkannte das Potenzial von Computernetzwerken für die Vertragserfüllung und brachte 1994 den Begriff „Smart Contract“ ins Spiel. Er beschrieb diese als Protokolle, die den Austausch vereinfachen und sicherer machen, indem sie traditionelle Verfahren der Vertragsabwicklung digitalisieren und dadurch effizienter gestalten.

Ethereum Smart Contracts brachten Szabos Vision auf ein neues Level. Sie ermöglichen es, komplexe Bedingungen in Programmcode zu fassen und sie in einem dezentralen Netzwerk auszuführen. Durch ihre Unveränderlichkeit und Unabhängigkeit von Drittparteien bieten sie eine verlässliche Grundlage für zahlreiche Anwendungen innerhalb des Ethereum-Netzwerks und darüber hinaus.

Wie funktionieren Smart Contracts?

Wie ein Smart Contract funktioniert 

Smart Contracts funktionieren, indem sie Vertragsbedingungen in Programmcode übersetzen, der auf einer Blockchain wie Ethereum gespeichert wird. Sobald die im Vertrag festgelegten Kriterien erfüllt sind, führt die Blockchain den Vertrag automatisch aus – beispielsweise die Überweisung von Ether (native Kryptowährung des Ethereum-Netzwerks) zwischen Parteien.

Dieser Prozess beginnt typischerweise mit der Erstellung des Smart Contract-Codes, oft in einer speziellen Programmiersprache wie Solidity. Nach der Entwicklung wird der Smart Contract auf die Blockchain hochgeladen und ist dort für jeden einsehbar. Dies gewährleistet Transparenz und ermöglicht es allen beteiligten Parteien, den Code vor der Ausführung zu überprüfen. Die Smart Contracts warten dann auf das Eintreten der definierten Bedingungen. Sobald diese eintreten, wie z.B. ein bestimmtes Datum oder der Eingang einer Zahlung, löst die Blockchain die im Code festgelegten Aktionen aus, ohne dass ein manuelles Eingreifen notwendig ist. So können beispielsweise Zahlungen freigegeben, digitale Schlüssel übertragen oder Berechtigungen erteilt werden. Diese Selbstausführung macht die Technologie zu einem leistungsstarken Werkzeug für eine Vielzahl von Anwendungen, von Finanztransaktionen bis hin zu automatisierten Systemen.

Die Bedeutung der Ethereum Virtual Machine (EVM) für Smart Contracts

Die Ethereum Virtual Machine (EVM) ist das Fundament, auf dem Smart Contracts auf Ethereum ausgeführt werden. Als entscheidender Teil der Plattform ermöglicht sie die fehlerfreie Ausführung des Codes und sorgt für eine verlässliche Umgebung für die Durchführung von Verträgen.

Die EVM fungiert als ein Schutzmechanismus. Sie schützt das restliche Netzwerk vor potenziell schädlichen Programmen, indem sie sicherstellt, dass die Smart Contracts in einer kontrollierten und isolierten Umgebung ausgeführt werden. Dies gewährleistet die Integrität und die Sicherheit der gesamten Plattform. Darüber hinaus ist die EVM für ihre Kompatibilität bekannt: Sie kann Code von jeder Programmiersprache verarbeiten, die in Ethereum-Bytecode übersetzt werden kann. Diese Flexibilität erlaubt es Entwicklern, ein breites Spektrum an Smart Contract-Anwendungen zu erstellen und trägt wesentlich zur Beliebtheit von Ethereum bei. Indem sie eine standardisierte Ausführungsumgebung bietet, ist die EVM ein zentraler Bestandteil, der die fortlaufende Innovation und den Erfolg von Smart Contracts auf der Ethereum-Blockchain unterstützt.

Wie werden Smart Contracts programmiert?

Smart Contracts werden durch Programmierung in speziellen Sprachen wie Solidity für verschiedene Blockchain-Plattformen erstellt. Neben der Ethereum Virtual Machine (EVM) gibt es auch andere Umgebungen wie EOSIO, Cardano oder Solana, die unterschiedliche Sprachen und Features für die Ausführung von Smart Contracts bieten. Der Code wird in Bytecode übersetzt, der auf der jeweiligen Plattform ausgeführt werden kann.

Die Programmierung von Smart Contracts umfasst mehrere wichtige Schritte: Zunächst ist da das „Testing“, bei dem der Code auf Fehler überprüft wird, um sicherzustellen, dass der Smart Contract wie vorgesehen funktioniert. Tools wie Truffle oder Hardhat bieten Simulationen, die es ermöglichen, den Code in einer sicheren Umgebung zu testen, ähnlich den realen Bedingungen des Ethereum-Netzwerks. Nach erfolgreichen Tests folgt dann das „Deployment“, der Prozess des Veröffentlichens des Smart Contracts auf der Blockchain, wobei das Testnetzwerk zunächst als eine Art Probebühne dient. Sobald der Smart Contract im Testnetz gut funktioniert, wird er auf das Hauptnetzwerk (Mainnet) übertragen.

Debugging“ ist ein weiterer wichtiger Schritt, bei dem Programmfehler identifiziert und behoben werden, um die einwandfreie Funktion des Smart Contracts zu gewährleisten. „Peer-Reviews“, also die Bewertung und Überprüfung des Codes durch andere Entwickler, tragen dazu bei, die Qualität und Sicherheit des Smart Contracts zu erhöhen und Risiken wie Sicherheitslücken zu minimieren

Beispiele für die Anwendung von Smart Contracts

Smart Contracts revolutionieren zahlreiche Branchen durch Automatisierung und Effizienzsteigerung. Ein Beispiel für Smart Contracts im Finanzsektor sind automatisierte Hypotheken, die Zahlungen und Abrechnungen vereinfachen. Ihre Anwendung reicht von der automatischen Auszahlung bei Versicherungsansprüchen bis hin zur Vereinfachung von Transaktionen im Immobilienmarkt. 

In der Logistikbranche können Smart Contracts dazu beitragen, komplexe Lieferketten transparenter und sicherer zu gestalten. Sie ermöglichen die automatische Verifizierung und Dokumentation von Lieferbedingungen, sobald vordefinierte Kriterien erfüllt sind, ohne dass ein manueller Eingriff erforderlich ist.

Die Einführung von Initial Coin Offerings (ICOs) stellte eine bedeutende Entwicklung für die Nutzung von Smart Contracts dar. ICOs nutzen Smart Contracts, um die Ausgabe neuer Krypto-Token oder -Coins zu verwalten und Investitionen zu sammeln, wobei die Vertragsbedingungen klar in der Blockchain kodiert sind. Dies fördert Transparenz, da alle Transaktionen öffentlich und nachvollziehbar sind, und trug dazu bei, faire Bedingungen für Investoren zu schaffen.

Die Unveränderbarkeit von Smart Contracts gewährleistet, dass Vereinbarungen genau wie programmiert ausgeführt werden. Allerdings birgt dies bei Programmierfehlern das Risiko unerwünschter Konsequenzen, wie die falsche Auszahlung von Beträgen. Deshalb sollten Smart Contracts stets sorgfältig überprüft und getestet werden.

Vor- und Nachteile von Smart Contracts 

Smart Contracts bieten zahlreiche Vorteile, die Prozesse effizienter und sicherer machen, können aber auch Herausforderungen und Risiken bergen.

 

Wie ist die rechtliche Grundlage von Smart Contracts? 

Die rechtlichen Regeln für Smart Contracts sind noch neu und nicht überall gleich. Im Grunde müssen sie, wie traditionelle Verträge auch, bestimmte Bedingungen erfüllen, um gültig zu sein – wie die klare Zustimmung aller Beteiligten und einen tatsächlichen Wert, der ausgetauscht wird. Allerdings hinkt die Gesetzgebung oft hinter der rasanten technischen Entwicklung her, was zu Unsicherheiten bei der Anwendung und Durchsetzung solcher digitalen Verträge führt. 

Die rechtlichen Rahmenbedingungen für Smart Contracts in Deutschland sind zwar nicht spezifisch definiert, doch fallen sie grundsätzlich unter die allgemeinen Vertragsregeln des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB). Sie werden anerkannt, wenn sie die üblichen Vertragselemente wie Angebot, Annahme, Vertragsabsicht und Leistung erfüllen. Bei der Anwendung von Smart Contracts muss allerdings beachtet werden, dass nicht alle Aspekte eines traditionellen Vertragsabkommens eins zu eins auf die digitale Version übertragbar sind, insbesondere wenn es um Formvorschriften geht, die die Beteiligung Dritter erfordern, wie z.B. Notare. Für die rechtskonforme Gestaltung von Smart Contracts ist daher oft eine sorgfältige Prüfung und juristische Beratung empfehlenswert​.

Wie Smart Contracts mit anderen Blockchain-Technologien interagieren

Smart Contracts ermöglichen auf Plattformen wie Ethereum, Solana und Cardano eine Vielfalt automatisierter Prozesse. Auch auf der Binance Smart Chain werden sie genutzt, um kosteneffiziente Vertragsgestaltungen zu schaffen. Im Polkadot-Netzwerk sind Parachains (spezialisierte Blockchains, die parallel arbeiten) integriert, die speziell für den Einsatz von Smart Contracts entwickelt wurden, um verschiedene Blockchains miteinander zu verbinden und Interoperabilität zu ermöglichen.

Zur Erweiterung ihrer Funktionen interagieren Smart Contracts mit Oracles, externen Diensten. Sie erlauben es ihnen, relevante Informationen aus der realen Welt zu beziehen, die für Vertragsbedingungen erforderlich sind. Sie fungieren quasi als Brücke zwischen der Blockchain und externen Datenquellen. Layer-2-Lösungen, wie beispielsweise das Lightning Network bei Bitcoin, erhöhen die Transaktionskapazitäten und Geschwindigkeit der Haupt-Blockchain, ohne deren Sicherheit zu beeinträchtigen. Für die Speicherung größerer Datensätze jenseits der Kapazitäten einer Blockchain kommen dezentrale Speichersysteme wie IPFS zum Einsatz, die eine effiziente und verteilte Datenhaltung ermöglichen.

Durch diese technologischen Synergien können Smart Contracts komplexe Aufgaben wie Supply-Chain-Management und automatische Versicherungsauszahlungen übernehmen und erschließen so neue Anwendungsbereiche weit über die traditionelle Zahlungsabwicklung hinaus. 

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Fazit: Smart Contracts – auch in Zukunft ein wichtiger Bestandteil der Krypto-Welt?

Smart Contracts sind für die Zukunft der Krypto-Welt unerlässlich. Die fortschreitende Entwicklung in der Programmierbarkeit und Automatisierung von Verträgen verspricht, Transaktionen und Abkommen aller Art zu revolutionieren. Mit dem Trend hin zu Dezentralisierung und Autonomie werden Smart Contracts immer häufiger in neuen und bestehenden Industrien eingesetzt.

Die Zukunft könnte eine noch tiefere Integration von Smart Contracts in tägliche Geschäftsprozesse mit sich bringen, unterstützt durch Weiterentwicklungen in der Sicherheit und im Skalierungsvermögen der Netzwerke. Es wird erwartet, dass sie zunehmend komplexere Aufgaben übernehmen, wie beispielsweise die nahtlose Zusammenarbeit von Maschinen im Internet der Dinge (IoT). Auch in der Entwicklung von digitalen Identitäten und im Bereich des geistigen Eigentums könnten Smart Contracts eine Schlüsselrolle spielen.

Mit dem Wachstum der Technologie steigt allerdings auch die Notwendigkeit für klarere rechtliche Rahmenbedingungen, um die Sicherheit und Zuverlässigkeit dieser digitalen Verträge zu gewährleisten.

Für Anwender, Entwickler und Investoren bieten Smart Contracts ein aufregendes Feld voller Möglichkeiten, aber auch Herausforderungen. Es lohnt sich, am Ball zu bleiben und die Entwicklungen in diesem Bereich weiter zu verfolgen und zu verstehen, um die vielfältigen Chancen, die Smart Contracts bieten, optimal nutzen zu können.

Häufig gestellte Fragen zu Smart Contracts

Wir beantworten die am häufigsten gestellten Fragen zu Smart Contracts und ihrer Rolle in der Krypto-Welt.

Was ist der Unterschied zwischen einem klassischen Vertrag und einem Smart Contract?

Ein klassischer Vertrag ist eine rechtliche Vereinbarung zwischen Parteien, die üblicherweise schriftlich festgehalten und bei Nichteinhaltung vor Gericht durchgesetzt wird. Ein Smart Contract hingegen ist ein selbstausführender Vertragscode, der auf einer Blockchain läuft. Sobald vorab definierte Bedingungen erfüllt sind, führt der Smart Contract automatisch die vereinbarten Aktionen aus.

Wie sicher sind Blockchain und Smart Contracts?

Die Sicherheit von Blockchains und Smart Contracts ist durch die eingebauten Verschlüsselungsmechanismen und die dezentrale Natur der Technologie grundsätzlich sehr hoch. Dennoch existieren bestimmte Sicherheitsrisiken. Bei Blockchains sind bisherige Sicherheitsbrüche häufig auf menschliche Fehler zurückzuführen, wie etwa unsichere Verwahrung von Private Keys. Bei Smart Contracts hingegen liegen die Risiken oft in Fehlern im Programmcode selbst. Vorfälle wie der DAO-Hack, bei dem Ether in Millionenhöhe durch eine Code-Schwachstelle gestohlen wurde, unterstreichen die Wichtigkeit von Sicherheitsmaßnahmen in der Entwicklung.

Für die sichere Entwicklung von Smart Contracts sind einige Maßnahmen unerlässlich:

  • Detaillierte Sicherheitsaudits und Peer-Reviews zur Identifizierung von Anfälligkeiten im Code

  • Die Anwendung bewährter Programmiermethoden und Sicherheitsmuster

  • Umfassende Tests unter verschiedenen Bedingungen vor der Veröffentlichung auf der Blockchain

Wie erstellt man einen Smart Contract?

  1. Zweck definieren: Lege fest, was der Smart Contract tun soll

  2. Blockchain wählen: Wähle eine Blockchain-Plattform, wie z.B. Ethereum

  3. Sprache lernen: Eigne dir eine Programmiersprache wie Solidity an

  4. Code programmieren: Schreibe den Smart Contract-Code

  5. Testen: Teste den Code in einer Testumgebung

  6. Audit: Lasse den Code professionell überprüfen

  7. Veröffentlichen: Setze den Smart Contract auf der Blockchain live

  8. Überwachen: Beobachte die Ausführung und führe nötige Anpassungen durch

Sind Smart Contracts legale Verträge?

Ob Smart Contracts als legale Verträge gelten, hängt von der Gesetzgebung des jeweiligen Landes ab. In einigen Rechtsgebieten können sie als rechtsverbindliche Verträge angesehen werden, sofern sie den gesetzlichen Anforderungen genügen. Allerdings ist die Rechtslage vielerorts noch nicht vollständig geklärt.

Wer nutzt Smart Contracts?

Smart Contracts werden von einer breiten Palette von Nutzern eingesetzt, darunter Unternehmen, die ihre Geschäftsabläufe (z.B. in der Logistik) automatisieren möchten, im Finanzwesen für dezentrale Finanzprodukte (DeFi), in der Versicherungsbranche, im Immobilienmanagement und von Privatpersonen, die vertrauenswürdige Transaktionen ohne Mittelsmänner durchführen möchten.

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