Was sind Zinsen?
Zinssätze sind ein grundlegendes Konzept in der Wirtschaft und im Finanzwesen. Sie stellen den Preis des Geldes dar, die Kosten für Kreditnehmer und die Rendite für Kreditgeber. Es ist wichtig zu verstehen, wie sie funktionieren, um sich in der Finanzwelt zurechtzufinden, unabhängig davon, ob man Ersparnisse verwaltet, ein Projekt finanziert oder in Märkte investiert. Hinter diesem scheinbar einfachen Konzept verbirgt sich eine komplexe Realität. Zinssätze können verschiedene Formen annehmen (nominal, real, fest, variabel usw.) und werden von zahlreichen Akteuren beeinflusst – von Zentralbanken bis hin zu einzelnen Sparern und Finanzinstituten.
Arten von Zinssätzen
Nominal- und Realzins
Der Nominalzins ist der ausgewiesene Zinssatz für ein Darlehen oder Investment vor Berücksichtigung der Inflation. Wenn ein Sparkonto beispielsweise einen Nominalzins von 2% bietet, erhält ein Kunde, der 1.000 € auf sein Konto einzahlt, nach einem Jahr 20 € an Zinsen.
Um jedoch den tatsächlichen Gewinn an Kaufkraft zu messen, müssen wir den Realzins berücksichtigen, der die Auswirkungen der Inflation einbezieht. Der Realzins wird berechnet, indem die Inflationsrate vom Nominalzins abgezogen wird. Beträgt die Inflation beispielsweise 3%, liegt der Realzins auf einem Sparkonto bei -1% (d.h. 2 - 3%). Trotz der Zinserträge hat sich die Kaufkraft des Sparers verringert.
Ohne diese Unterscheidung könnte man der Illusion einer guten Rendite erliegen, obwohl in Wirklichkeit nur eine positive Realverzinsung den Erhalt und das Wachstum von Kapital ermöglicht. In einem Umfeld mit hoher Inflation wird es schwierig, Investments mit positiven Realzinsen zu finden, was zu Lasten der Sparer geht. Umgekehrt verringert eine Inflation, die höher ist als der Nominalzins, für Kreditnehmer die reale Schuldenlast.
Feste und variable Zinssätze
Ein fester Zinssatz bleibt während der Laufzeit des Darlehens oder Investments konstant und bietet somit Transparenz und Sicherheit. Bei einer Hypothek mit einem fixen Zinssatz von 2% über einen Zeitraum von 20 Jahren bleiben die monatlichen Zahlungen während des gesamten Zeitraums gleich. Fixe Zinssätze sind jedoch unflexibel, d.h. wenn der Zinssatz sinkt, kann der Kreditnehmer davon nicht profitieren, ohne das Darlehen neu zu finanzieren.
Im Gegensatz dazu entwickelt sich ein variabler Zinssatz auf der Grundlage eines Referenzindex (z.B. Euribor) zuzüglich einer festen Marge. Er ermöglicht es Kreditnehmern, von Zinssenkungen zu profitieren, setzt sie aber dem Risiko von Zinserhöhungen aus. Steigt der Euribor von 0% auf 3%, erhöht sich der Zinssatz eines variabel verzinsten Darlehens von Euribor +1% entsprechend von 1% auf 4%, was zu einer deutlichen Erhöhung der monatlichen Zahlungen führt.
Leitzinsen der Zentralbanken
Zentralbanken wie die US-amerikanische Federal Reserve (Fed) und die Europäische Zentralbank (EZB) spielen eine entscheidende Rolle bei der Festlegung von Zinssätzen. Sie legen Leitzinsen fest, die die Kosten sehr kurzfristiger Kredite für Geschäftsbanken darstellen. Diese Zinssätze beeinflussen wiederum alle Kredit- und Darlehenszinsen in der gesamten Wirtschaft.
Werfen wir einen Blick auf die Situation in den USA und Europa:
In den Vereinigten Staaten verwendet die Federal Reserve (Fed) zwei Leitzinsen. Der erste, der Fed Funds Rate, ermöglicht es Banken, ihre überschüssigen Reserven über Nacht aneinander zu verleihen. Der zweite, der als Diskontsatz bezeichnet wird, kommt zum Einsatz, wenn eine Bank direkt bei der Fed Kredite aufnehmen muss. Letzterer ist in der Regel höher, um Banken dazu zu ermutigen, sich gegenseitig Kredite zu gewähren, anstatt auf die Fed zurückzugreifen.
In Europa gibt es drei verschiedene Zinssätze der Europäischen Zentralbank (EZB). Der wichtigste ist der Refinanzierungssatz, der die Kosten für einwöchige Kredite festlegt, die die EZB den Banken gewährt. Wenn eine Bank dringend Liquidität benötigt, kann sie die Spitzenrefinanzierungsfazilität nutzen, die eine Kreditaufnahme für 24 Stunden zu einem höheren Zinssatz ermöglicht. Schließlich werden Banken, die ihr überschüssiges Geld über Nacht bei der EZB einzahlen, mit dem Zinssatz für die Einlagefazilität vergütet.
Wenn eine Zentralbank ihre Zinssätze erhöht, wie es die Fed zwischen März 2022 und Mai 2023 mit einer Erhöhung von 0% auf 5,25% getan hat, erhöht sie die Kosten für Kredite. Ziel ist es, die Wirtschaft etwas einzubremsen und die Inflation zu bekämpfen. Umgekehrt zielt eine Zentralbank, wenn sie ihre Zinssätze senkt, wie dies nach der Krise von 2008 der Fall war, darauf ab, die Wirtschaftstätigkeit durch einen leichteren Zugang zu Krediten anzukurbeln.
Einfache Zinsen vs. Zinseszinsen
Die Methode der Zinsberechnung hat auch einen sehr konkreten Einfluss auf die tatsächliche Rendite eines Investments oder auf die Kosten eines Darlehens.
Bei einfachen Zinsen werden die Zinsen nur auf das ursprüngliche Kapital berechnet.
Beispiel: Wenn du 10.000 € zu 5% für 20 Jahre anlegst, erhältst du jedes Jahr 1.000 € an Zinsen (5% x 10.000 €), insgesamt also 20.000 €.
Bei Zinseszinsen werden sowohl der ursprüngliche Kapitalbetrag als auch die zuvor verdienten Zinsen verzinst. Jedes Jahr werden die Zinsen zum Betrag addiert, wodurch im folgenden Jahr neue Zinsen generiert werden. Dies ist der Schneeballeffekt bei Zinseszinsen.
Beispiel: Mit Zinseszinsen würde das Endkapital 26.533 € betragen, also 32,5% mehr als bei einfachen Zinsen.
Während Zinseszinsen für langfristige Ersparnisse sehr vorteilhaft sind, lassen sie die Kosten für Kredite in die Höhe treiben. Kreditnehmer sollten daher ein Darlehen mit einfacher Verzinsung bevorzugen oder den Kredit so schnell wie möglich zurückzahlen, um die Auswirkungen von Zinseszinsen zu begrenzen.
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Hier registrierenZinsen und ihr Einfluss auf die traditionelle Finanzwirtschaft
Wie wirken sich Zinsen auf Aktien aus?
Zinssätze sind einer der Hauptantriebsfaktoren für die Aktienmärkte, da sie sich direkt auf den Wert von Aktien und Anleihen auswirken. Mit welchen Auswirkungen können wir also rechnen?
Wenn Zinsen steigen:
Anleihen verlieren an Wert, da sich ihr Preis umgekehrt zu den Zinssätzen verhält.
Aktien fallen tendenziell, da die Unternehmen durch die Kreditkosten belastet werden, die Bewertungen weniger gut ausfallen und Anleihen eine größere Konkurrenz darstellen.
Der Dollar gewinnt an Wert, da auf Dollar basierende Investments attraktiver werden.
Der Goldpreis sinkt, weil Gold keine Rendite oder Dividenden abwirft und an Anziehungskraft verliert.
Der Immobilienmarkt verlangsamt sich, da die Hypothekenzinsen steigen und die finanzielle Belastbarkeit der Haushalte sinkt.
Wenn Zinsen fallen:
Anleihen gewinnen automatisch an Wert.
Aktien steigen tendenziell, da sich die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen verbessern und die Bewertungen höher ausfallen.
Der Dollar wird schwächer, da Investments in Dollar weniger attraktiv werden (es sei denn, die Zinsen fallen in den USA langsamer als anderswo).
Gold wird aufgewertet, da die Renditen von Anleihen weniger Wettbewerbsvorteile bieten und eine lockere Geldpolitik Inflationssorgen aufkommen lässt.
Der Immobilienmarkt wird angekurbelt, da niedrigere Hypothekenzinsen die Schuldenkapazität der Haushalte steigern.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Mechanismen allgemeine Trends widerspiegeln und keine Gewissheiten auf kurze Zeit darstellen, da andere Faktoren wie wirtschaftliche Rahmenbedingungen oder die Psychologie der Investoren eine Rolle spielen können. Auf lange Sicht jedoch ist das Zinsniveau ein zentraler Faktor für die relative Wertentwicklung von Aktien und Anleihen.
Zinsentwicklung im historischen Kontext
Die Entwicklung der Zinssätze in den letzten vier Jahrzehnten erzählt eine faszinierende Geschichte der Weltwirtschaft. Für eine bessere Veranschaulichung unterteilen wir sie in vier Zeiträume, von denen jeder seine eigenen Herausforderungen und die damit verbundenen Reaktionen der Zentralbanken mit sich brachte.
Der Kampf gegen die Inflation (1980–1985). In den frühen 1980er Jahren erlebte die amerikanische Wirtschaft nach den Ölschocks eine ungebremste Inflation. Um dem entgegenzuwirken, traf die Federal Reserve (Fed) eine radikale Entscheidung: Sie erhöhte die Zinssätze auf 20% – ein beispielloses Niveau. Dieser Schritt trieb die Zinssätze für US-Staatsanleihen 15% in die Höhe. Während diese geldpolitische Maßnahme eine schmerzhafte Rezession auslöste, wurde ihr Hauptziel, die Inflation zu bekämpfen, erreicht.
Die große geldpolitische Lockerung (1985–2007). In der darauffolgenden Zeit kam es zu einer Kehrtwende. Die zunehmende Globalisierung übte einen erheblichen Druck auf die Preise aus. Vor diesem Hintergrund begannen die Zinssätze einen langen Sinkflug, der über zwanzig Jahre andauern sollte. Dieser allmähliche Rückgang kurbelte das Wirtschaftswachstum stark an und befeuerte insbesondere die berühmte Internetblase der 90er Jahre, die durch den leichten Zugang zu Krediten angetrieben wurde.
Die Nullzins-Ära (2008–2021). Die Finanzkrise von 2008 zwang die Fed zu einer radikalen Politik. Sie senkte ihre Zinssätze auf null. Außerdem wurde eine beispiellose Strategie namens „Quantitative Easing“ (zu Deutsch: Quantitative Lockerung) ins Leben gerufen. Die Idee bestand darin, massiv Anleihen zu kaufen, um die Zinsen niedrig zu halten. Diese außergewöhnliche Politik hatte spektakuläre Auswirkungen: Die Preise für Aktien und Immobilien stiegen in die Höhe, die Verschuldung explodierte und die Anleger stürzten sich auf der Suche nach höheren Renditen auf die riskantesten Investments.
Die plötzliche Rückkehr der Inflation (seit 2022). 2022 kam es plötzlich wieder zu einer Inflation, die vor allem auf die stark gestiegenen Gas- und Kraftstoffpreise zurückzuführen ist. Die Zentralbanken reagierten aggressiv: Die Fed, die EZB und die Bank of England (BoE) erhöhten ihre Zinssätze innerhalb eines Jahres von 0% auf 5%, was seit den 1980er Jahren nicht mehr der Fall war. Diese abrupte Änderung löste ein regelrechtes Erdbeben auf den Finanzmärkten aus. Technologieunternehmen, deren Bewertungen auf niedrigen Zinssätzen basierten, waren davon besonders betroffen.
Die wichtigste Lehre aus diesem turbulenten historischen Verlauf ist, dass Zinssätze als Thermostat der Weltwirtschaft fungieren. Sie werden erhöht, um eine überhitzte Wirtschaft abzukühlen (Inflation), und gesenkt, um sie bei einer Konjunkturabschwächung anzukurbeln.
Zinsen bei Kryptowährungen und DeFi
Im traditionellen Finanzwesen werden Kredite von Banken vermittelt. Im Fall von Kryptowährungen erfolgt dies hingegen “Peer-to-Peer” über dezentrale Protokolle (DeFi), die über Smart Contracts abgewickelt werden. Dieser grundlegende Unterschied führt zu praktischen Folgen. Sehen wir uns an, was das bedeutet.
Wie können mit Kryptos Zinsen erzielt werden?
In der Praxis haben Krypto-Inhaber die Möglichkeit, ihre Assets über dezentrale Finanzplattformen (DeFi) wie Aave und Compound zu verleihen. Indem sie ihre Assets in Liquiditätspools einzahlen, erhalten sie repräsentative Token (aTokens, cTokens), die Zinsen erwirtschaften. Der Zinssatz richtet sich nach Angebot und Nachfrage für die jeweilige Kryptowährung: Je größer die Nachfrage von Kreditnehmern nach Kryptos, desto höher der Zinssatz.
Ein Beispiel:
Ein Investor tätigt eine Einzahlung in Höhe von 1.000 $ in USDC (Stablecoin) auf Compound.
Er erhält dafür als Gegenleistung Compound USDC.
Der Compound USDC-Pool weist eine Rendite von 3,5% auf, da USDC sehr gefragt ist.
Nach einem Jahr haben die 1.000 cUSDC einen Wert von 1.035 USDC (ohne Gebühren).
Der Investor kann sich seine USDC jederzeit auszahlen lassen, indem er Compound USDC „verbrennt“.
Ebenso ermöglicht das Staking eine Rendite. Dabei werden Kryptowährungen gebunden, um ein Proof-of-Stake-Netzwerk (PoS) zu sichern und Transaktionen zu validieren.
Hier ist ein Beispiel:
Ein Investor besitzt 10 ETH, die er im Ethereum 2.0-Netzwerk stakt, womit er sie bindet.
Das Netzwerk belohnt ihn dafür, denn er trägt dadurch zur Sicherheit und zum Betrieb des Netzwerks bei.
Die Rendite, die durch das Staking von ETH erzielt wird, schwankt zwischen 4% und 10% pro Jahr, je nach Höhe des gestakten Betrags.
Die gestakten ETH werden an den Investor zurückgegeben, wenn dieser sich entscheidet, aus dem Pool auszusteigen – zuzüglich Zinsen.
Schließlich bieten auch einige zentralisierte Plattformen (CeFi) Krypto-Sparkonten an, die zwar eine Rendite bieten, aber mit einem Gegenparteirisiko (Insolvenz der Plattform) verbunden sind – so wie es bei Celsius der Fall war, dem größten zentralisierten Krypto-Kreditgeber vor seiner spektakulären Insolvenz im Sommer 2022.
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Jetzt loslegenKann man Zinsen für Kryptowährungen mit traditionellen Finanzprodukten vergleichen?
Auf den ersten Blick sind die Renditen in der Kryptowelt deutlich höher als im traditionellen Finanzwesen. Eine Rendite von 5 - 10% auf einen Stablecoin scheint im Vergleich zu den Zinssätzen, die auf klassischen Sparkonten fast bei Null liegen, sehr attraktiv zu sein. Diese hohen Renditen sind jedoch mit konkreten Risiken verbunden:
Volatilität: Kryptoassets, selbst Stablecoins, können erheblichen Wertschwankungen unterliegen.
Risiko von Smart Contracts: DeFi-Protokolle können Fehler oder Sicherheitslücken enthalten.
Liquiditätsrisiko: Die Möglichkeit, Guthaben auszuzahlen, kann eingeschränkt sein, insbesondere bei angespannter Marktlage.
Regulatorisches Risiko: Der rechtliche Rahmen für Kredite bzw. Darlehen in Kryptowährungen ist nach wie vor unklar und könnte sich ungünstig entwickeln.
Ein weiterer kritischer Aspekt ist die Volatilität von Kryptowährungen. Angenommen, du entscheidest dich, USDC auf Compound zu verleihen. An einem bestimmten Tag beträgt der jährliche Zinssatz für USDC-Kreditgeber 5%. Du zahlst 1.000 USDC ein, in der Hoffnung, eine stabile Rendite zu erzielen. Am nächsten Tag ziehen jedoch andere Nutzer plötzlich einen großen Betrag an USDC von der Plattform ab. Dadurch entsteht ein Ungleichgewicht, und der Algorithmus reagiert, indem er die Zinssätze stark erhöht. Dadurch sollen Nutzer dazu ermutigt werden, mehr USDC einzuzahlen. Als Anreiz könnte der Zinssatz für USDC-Kreditgeber an nur einem Tag von 5% auf 15%steigen!
Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Marktstimmung und den Zinssätzen für Kryptowährungen?
Die Marktstimmung oder die allgemeine Wahrnehmung und Risikobereitschaft von Investoren hat einen erheblichen Einfluss auf die Zinssätze auf dem Kryptomarkt. Während eines Bull Runs (Bullenmarkt) sind optimistische Investoren eher bereit, Risiken einzugehen. Die Nachfrage nach Krediten für Kryptoassets steigt dann aus zwei Gründen:
Investoren nehmen Kredite auf, um mehr zu investieren, in der Hoffnung, ihre Gewinne durch Leverage zu steigern.
Trader nehmen Kredite auf, um sich am Margin-Trading (Trading mit Leverage) zu beteiligen und ihre potenziellen Gewinne zu vervielfachen. Dieser Anstieg der Nachfrage treibt die Zinssätze systematisch in die Höhe, wobei die Protokolle ihre Zinssätze nach oben anpassen, um den Markt im Gleichgewicht zu halten.
Umgekehrt sind pessimistische Anleger in Phasen fallender Kurse (Bärenmarkt) risikoscheuer. Die Nachfrage nach Krediten sinkt:
Investoren zögern, bei fallenden Kursen einen Kredit aufzunehmen.
Trader reduzieren ihre Aktivitäten, da sich Leverage-Trading als zu riskant erweist. In der Folge sinken die Zinssätze, da die Protokolle versuchen, die Nachfrage zu stimulieren.
Neben der allgemeinen Stimmung kann auch die Stimmung gegenüber einem bestimmten Protokoll die Renditen beeinflussen. Sehr hohe Renditen (>20%) können auf ein erhebliches Ausfallrisiko hindeuten, da das Protokoll möglicherweise keine nachhaltigen Renditen bietet. In einigen Fällen könnte sich dahinter sogar ein potenzielles Schneeballsystem verbergen, bei dem neue Investoren für die alten haften. Dies war der Fall beim Celsius- oder Anchor-Protokoll, die beide hohe Renditen versprachen, bevor sie schließlich zusammenbrachen. Daher ist eine übermäßig positive Stimmung gegenüber einem Protokoll – angetrieben durch das Versprechen außergewöhnlicher Renditen – ein Warnsignal für den erfahrenen Investor.
Wie sich Zinssätze auf die Finanzen von Privatpersonen und Unternehmen auswirken
Der Einfluss von Zinsen auf deine persönlichen Finanzen
Für Privatpersonen haben Zinsen direkte Auswirkungen auf Kreditkosten und Sparzinsen. Eine Zinserhöhung führt zu höheren Kosten für Hypotheken, Verbraucherkredite und Kreditkarten. Beispiel: Bei einer 20-jährigen Hypothek über 200.000 € steigen die monatlichen Zahlungen durch eine Erhöhung des Zinssatzes von 1% auf 3% von 920 € auf 1.109 €, was zusätzlichen Gesamtkosten von 45.360 € entspricht. Dies kann den Erwerb von Wohneigentum erschweren und die Haushaltskasse belasten.
Umgekehrt kommen höhere Zinssätze Sparern zugute, da sie die Rendite für Guthaben, Sparkonten und auf Euro lautende Lebensversicherungen erhöhen. Eine Zinserhöhung von 0,5% auf 3% bei einem Saldo von 10.000 € erhöht die jährlichen Zinsen von 50 € auf 300 €.
Der Einfluss von Zinsen auf Unternehmen
Was Unternehmen betrifft, so beeinflussen Zinssätze deren Finanzierungskosten. Bei Unternehmenskrediten sind variable Zinssätze üblicher. Logischerweise führt eine Zinserhöhung automatisch zu höheren Zinskosten für bestehende Kredite und zu höheren Kosten für neue Kredite.
Für ein KMU, das über einen Zeitraum von 7 Jahren 500.000 € an Krediten aufnimmt, steigen die monatlichen Zahlungen bei einer Zinserhöhung von 3% auf 6%, somit von 6.364 € auf 7.161 €, was zusätzlichen Gesamtkosten von 66.850 € entspricht. Dies führt zwangsläufig zu einer Überprüfung der Rentabilität kreditfinanzierter Investments.
Ähnlich verhält es sich bei großen Unternehmen, die sich über Anleihenmärkte finanzieren: Höhere Zinssätze erhöhen die Kosten für Neuemissionen und verringern den Wert bestehender Anleihen. Dies wirkt sich negativ auf die Finanzstruktur und die Gesamtbewertung des Unternehmens aus.
Der Einfluss von Zinsen auf Investment- und Trading-Strategien
Zinsschwankungen bieten Investoren und Tradern unterschiedliche Möglichkeiten. Für Trader ist „Carry Trade“ eine gängige Strategie. Dabei wird in einer Niedrigzinswährung Geld geliehen und in einer anderen Währung mit einem höheren Zinssatz investiert. Der Gewinn ergibt sich aus der Zinsdifferenz abzüglich der Kosten für das Hedging des Währungsrisikos zwischen den beiden Währungen. Diese Strategie erreichte mit dem japanischen Yen in den Jahren 2022–2023 ein enormes Ausmaß, bevor sie im August 2024 in Frage gestellt wurde: Ein Trader konnte japanische Yen zu Zinssätzen nahe Null leihen, um US-Dollar zu kaufen und dabei Zinssätze von über 5% erhalten.
Das Zinsniveau beeinflusst die Entscheidungen von Investoren, wie sie ihre Assets verteilen. Bei hohen Zinsen werden Anleihen attraktiver. Tatsächlich bieten sie eine hohe Rendite bei relativ geringem Risiko. Umgekehrt tendieren Investoren bei niedrigen Zinsen dazu, in Aktien zu investieren – insbesondere in Wachstumsaktien. Die Bewertung dieser Aktien wird dadurch erhöht, dass bei niedrigen Zinsen die zukünftigen Gewinne dieser Unternehmen, die mit einem niedrigeren Satz berechnet werden, einfach mehr wert sind.
Fazit
Will man die Rendite eines Investments oder Kryptoprojekts analysieren, sollte man unbedingt vermeiden, sich nur auf den Nominalzins zu konzentrieren, und dabei die Inflation außer Acht zu lassen. Entscheidend ist der Realzins, also der Nominalzins abzüglich der Inflation. Eine Sparquote von 3% mag zwar attraktiv erscheinen, aber bei einer Inflation von 4% nimmt die Kaufkraft de facto ab.
Bei Krediten ist die Argumentation umgekehrt. Ein fester Zinssatz von 2% auf eine Hypothek mag attraktiv erscheinen, aber wenn die Inflation auf 0% sinkt, steigen die realen Kosten eines Kredits. Dies ist einer der Gründe, warum sich viele Kreditnehmer für Kredite mit variablem Zinssatz entscheiden, da sie so von Zinssenkungen profitieren können. Allerdings sind sie dadurch auch höheren monatlichen Zahlungen ausgesetzt, sobald die Zinsen steigen.
In den letzten Jahren wurden die traditionellen Investment- und Darlehenszinsen von den Zinsen für Kryptowährungen in den Schatten gestellt. Während ein Sparkonto 2% abwirft, erzielt Geld auf Compound eine Rendite von bis zu 20%. Allerdings erweisen sich die Zinsen für Kryptowährungen als sehr volatil, da es keine Zentralbank dafür gibt. Im traditionellen Finanzsystem werden die Zinssätze weitgehend von den Entscheidungen einer Zentralbank beeinflusst. Ihre Intervention hat eine stabilisierende Wirkung auf die Zinssätze, wobei Monate oder sogar Jahre zwischen den Zinsrevisionen liegen.
In der dezentralen Welt der Kryptoassets gibt es keine zentrale Behörde, die die Zinssätze reguliert. Diese werden daher vollständig von den Marktkräften bestimmt, d.h. von Angebot und Nachfrage zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dadurch reagieren sie viel stärker auf Veränderungen der Stimmung und des Verhaltens ihrer Investoren.
Dieser Artikel stellt weder eine Anlageberatung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf von digitalen Assets dar.
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