Was ist ein ESG-Rating und warum ist es wichtig für Anleger?
Nachhaltigkeit gewinnt für Investoren immer mehr an Bedeutung. ESG-Ratings spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie die Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken von Unternehmen bewerten. In diesem Artikel erklären wir dir genau, was ein ESG-Rating ist: Neben der Definition von ESG-Rating und ESG-Score erfährst du außerdem mehr über die Kriterien, welche die Bewertung beeinflussen, die verschiedenen Anbieter wie Sustainalytics und MSCI sowie über die Funktion und die Zukunft des Ratings.
ESG-Ratings sind wichtig für nachhaltige Investitionsentscheidungen und bewerten die Umwelt-, Sozial- und Governance-Aktivitäten von Unternehmen
Nachhaltiges Investieren kombiniert finanzielle Rendite mit ökologischen, sozialen und unternehmerischen Kriterien, um positive soziale Werte zu schaffen
Es gibt verschiedene Anbieter für ESG-Ratings wie Sustainalytics und MSCI, die sowohl eine unterschiedliche Methodik als auch Kriterien auf die Bewertung anwenden
Die EU fördert die Standardisierung und Transparenz von ESG-Ratings, um eine bessere Vergleichbarkeit und weniger Fehleinschätzungen für Investoren zu gewährleisten
Was bedeutet nachhaltiges Investieren?
Nachhaltiges Investieren bedeutet, dass Anleger neben der finanziellen Rendite auch ökologische, soziale und unternehmerische Kriterien (ESG) in ihre Anlageentscheidungen einbeziehen. Ziel ist es, mit Investments positive soziale Werte zu schaffen und eine wirtschaftlich nachhaltige Entwicklung zu fördern.
Ein Unternehmen gilt demnach als erfolgreich und lukrativ für Anleger, wenn es durch sein Angebot nicht nur wirtschaftliche Chancen identifiziert, sondern auch die ESG-Kriterien miteinbezieht.
Stelle dir folgendes Szenario vor: Eine Ratingagentur bewertet ein Unternehmen als sehr nachhaltig, ein anderes stuft es jedoch als nicht nachhaltig ein. Diese unterschiedlichen Ergebnisse entstehen u.a. durch Unterschiede in den Bewertungsansätzen europäischer und amerikanischer Unternehmen, da die Definition von Nachhaltigkeit global nicht einheitlich ist.
Für Anleger ist dies problematisch, da idealerweise alle drei ESG-Kriterien – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung – neben anderen Faktoren wie Dividenden in eine standardisierte Bewertung einfließen sollten. Dabei können verschiedene Faktoren die Standardisierung verlangsamen, wie z.B. die Befürchtung der Unternehmen, dass ihre Wettbewerbsposition beeinträchtigt werden könnte oder dass Konflikte mit den Interessen der Stakeholder auftreten.
Trotz dieser Risiken und Herausforderungen ist die Umsetzung solider ESG-Strategien für Unternehmen entscheidend, da ihr Verhalten zunehmend Einfluss darauf hat, wie Anleger und die Gesellschaft insgesamt sie wahrnehmen und bewerten.
Definition von ESG-Rating und ESG-Score
Um einen besseren Zugang zu den Bewertungsformen von Unternehmen zu bekommen, ist ein grundlegendes Verständnis der Begriffe ESG-Rating und -Score essenziell:
Ein ESG-Rating bewertet Unternehmen auf Grundlage ihrer Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken (ESG). Dabei analysieren Ratingagenturen, wie gut ein Unternehmen in diesen drei Bereichen abschneidet. Der ESG-Score ist die numerische Darstellung dieser Bewertung und gibt Aufschluss darüber, wie nachhaltig und verantwortungsvoll ein Unternehmen agiert.
Erste Versuche, auch nichtfinanzielle Aspekte in die Unternehmensbewertung zu integrieren, begannen bereits in den 1970er Jahren. 1994 prägte dann der Schriftsteller John Elkington den Begriff „Triple Bottom Line“ (TBL), der neben finanziellen auch soziale und ökologische Faktoren bei der Unternehmensbewertung einbezieht. Dieses Konzept, auch bekannt als „Profit, People, Planet“, entwickelte sich zu ESG weiter und dient heute als Grundlage für nachhaltiges und verantwortungsbewusstes Investieren (Socially Responsible Investing, kurz SRI).
Wie funktioniert das ESG-Rating von Unternehmen?
Ein ESG-Rating greift nachhaltige Kriterien wie Umwelt-, Sozial- und Governance-Praktiken auf, um ein Unternehmen zu bewerten. Spezielle Agenturen für Nachhaltigkeitsratings wie Sustainalytics und MSCI sammeln Daten aus verschiedenen Quellen, analysieren diese und vergeben eine Bewertung, welche die Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung des Unternehmens widerspiegeln.
Zu den Quellen, auf die Agenturen häufig zurückgreifen, gehören: öffentliche Berichte, Unternehmensveröffentlichungen und Nachrichten. Die Ratingagentur bewertet diese Daten daraufhin nach festgelegten Kriterien und wandelt sie in eine numerische oder alphabetische Skala um, welche das Nachhaltigkeitsrating des Unternehmens darstellt. Ein hohes ESG-Rating signalisiert Investoren, dass das Unternehmen gut in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung abschneidet.
Ökologische Faktoren (Umweltfaktoren)
Ökologische Faktoren sind die Kriterien im ESG-Rating, die sich auf die Umweltpraktiken und den ökologischen Fußabdruck eines Unternehmens beziehen. Dazu gehören der Umgang mit Ressourcen wie Wasser und Energie, die Reduktion von Treibhausgasemissionen, Abfallmanagement und die Einhaltung von Umweltschutzgesetzen. Unternehmen, die aktiv Maßnahmen zur Minimierung ihrer Umweltbelastung in der Branche ergreifen, erhalten höhere Bewertungen in diesem Bereich.
Soziale Faktoren
Beispiele für soziale Faktoren im ESG-Rating sind Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Diversity und Inklusion, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie die Einhaltung von Menschenrechten. Demnach betreffen soziale Faktoren die Beziehungen eines Unternehmens zu seinen Mitarbeitern, Lieferanten, Kunden und der Gemeinschaft. Unternehmen, die faire und ethische Geschäftspraktiken fördern, können damit einen höheren ESG-Score und so bessere Ergebnisse im Rating erreichen.
Governance (Unternehmensführung)
Governance bezieht sich auf die Führungsstrukturen und -praktiken eines Unternehmens. Wichtige Kriterien, um mit guter Governance eine höhere ESG-Bewertungen zu erhalten sind: Transparenz der Unternehmensführung, Unabhängigkeit des Vorstands, Vergütung der Führungskräfte und Rechenschaftspflicht gegenüber Aktionären. Eine starke Unternehmensführung stellt sicher, dass ein Unternehmen verantwortungsvoll und im besten Interesse aller Stakeholder handelt.
Wie unterscheiden sich ESG-Rating-Anbieter?
ESG-Rating-Anbieter unterscheiden sich in ihren Bewertungsmethoden, Kriterien und Datenquellen. Diese Unterschiede führen dazu, dass Unternehmen je nach Anbieter auch unterschiedlich bewertet werden, was die Vergleichbarkeit der ESG-Ratings erschwert.
Sustainalytics und MSCI sind zum Beispiel Anbieter für ESG-Ratings, die unterschiedliche Bewertungsmethoden, Kriterien und Daten nutzen: Sustainalytics verwendet einen intensiven, forschungsbasierten Ansatz und bewertet Unternehmen auf einer Skala von 0 bis 100. MSCI nutzt ein Buchstaben-Rating von AAA (hoher ESG-Score) bis CCC und betont die Vergleichbarkeit innerhalb derselben Branche. Diese Unterschiede führen zu variierenden ESG-Ratings für dasselbe Unternehmen, was insbesondere für Anleger eine Herausforderung darstellen kann.
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Hier registrierenMögliche ESG-Rating-Anbieter auf dem Markt
Verschiedene Agenturen bieten ESG-Ratings an, die sowohl auf unterschiedlicher Methodik als auch auf Kriterien basieren. Hier sind einige der bekanntesten Anbieter:
Sustainalytics: Bietet detaillierte ESG-Ratings und Analysen auf einer Skala von 0 bis 100
MSCI: Verwendet ein Buchstaben-Rating von AAA bis CCC und vergleicht Unternehmen innerhalb derselben Branche
FTSE Russell: Bewertet Unternehmen basierend auf ESG-Faktoren und bietet umfassende Indizes
ISS ESG: Fokussiert auf Governance und bietet detaillierte ESG-Ratings und Berichte
Vigeo Eiris: Spezialisiert auf ESG-Research und Ratings für Unternehmen weltweit
Was wird im Hinblick auf die Standardisierung von ESG unternommen?
Die EU hat die EU-Taxonomie eingeführt, um klare Definitionen für ökologisch nachhaltige Aktivitäten bereitzustellen. Dieses Klassifizierungssystem soll Unternehmen, Investoren und politischen Entscheidungsträgern dabei helfen, besser zu erkennen, welche Aktivitäten nachhaltig sind. Europa arbeitet zudem daran, im Rahmen des Europäischen Grünen Deals der erste klimaneutrale Kontinent der Welt zu werden. Die EU-Taxonomie soll diesen Prozess unterstützen.
Außerdem sind mehrere EU-Richtlinien in Arbeit oder bereits in Kraft, um die ESG-Berichterstattung in der Finanzunion zu fördern. Sie zielen darauf ab, Vergleichbarkeit und Transparenz zwischen Unternehmen zu gewährleisten und zu erhöhen, um so das Risiko von Fehleinschätzungen für Investoren zu verringern.
Wichtige EU-Richtlinien sind:
Richtlinie über die Angabe nichtfinanzieller Informationen (NFRD)
Die Verordnung verpflichtet große Unternehmen zur Offenlegung von Informationen über Umweltfragen, soziale Angelegenheiten, Arbeitnehmerbehandlung, Menschenrechte, Korruptionsbekämpfung und Vielfalt in den Unternehmensvorständen.
Richtlinie über die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen (CSRD)
Hierbei handelt es sich um eine Erweiterung der Berichtspflichten der NFRD, die weiterhin Angaben zu den Nachhaltigkeitszielen, der Rolle des Vorstands, negativen Umweltauswirkungen und immateriellen Ressourcen erfordert.
Verordnung über nachhaltigkeitsbezogene Offenlegungspflichten im Finanzsektor (SFDR) Die Richtlinie trat 2021 in Kraft, um „Greenwashing“ zu verhindern und sicherzustellen, dass Finanzmarktteilnehmer nachhaltiges Wachstum finanzieren. Sie beinhaltet Anforderungen auf Unternehmens- und Produktebene und verlangt Angaben zur Einhaltung der Principle Adverse Impacts (PAI).
Ausblick: Wie wird sich das ESG-Rating in Zukunft entwickeln?
Es ist davon auszugehen, dass sich das ESG-Rating in Zukunft weiter standardisieren und global an Bedeutung gewinnen wird. Fortschritte in der Datenanalyse und Regulierung werden die Transparenz verbessern und es so für Anleger und Investoren einfacher machen, Unternehmen zu vergleichen.
Künstliche Intelligenz und Big Data ermöglichen präzisere und umfassendere Bewertungen der ESG-Kriterien. Dies führt zu einer höheren Transparenz und Verlässlichkeit der Ratings und reduziert das Risiko von Fehleinschätzungen.
Die globale Bedeutung von ESG-Ratings wird weiter zunehmen, da immer mehr Investoren und Unternehmen nachhaltige Praktiken als entscheidend für langfristigen Erfolg erkennen. ESG-Ratings werden daher immer mehr in Investmentstrategien integriert, was den Druck auf Unternehmen erhöht, ihre Nachhaltigkeitspraktiken kontinuierlich zu verbessern.
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