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Gleitender Durchschnitt: Definition, Erklärung und Beispiele

Der gleitende Durchschnitt (engl. Moving Average) ist ein Bestandteil der technischen Analyse und ein Werkzeug, um Trends an den Finanzmärkten zu erkennen. Durch die Glättung von Kursbewegungen hilft er, Marktsignale besser zu verstehen und fundierte Trading Entscheidungen zu treffen. Ob du die langfristige Richtung eines Trends bestimmen oder kurzfristige Signale für Ein- und Ausstiege nutzen möchtest – der gleitende Durchschnitt bietet vielseitige Einsatzmöglichkeiten. Wir erklären dir, was ein gleitender Durchschnitt ist, wie man ihn berechnet und wie du ihn effektiv in deine Trading Strategien integrieren kannst.

  • Ein gleitender Durchschnitt (Moving Average) glättet Kursbewegungen und hilft, Trends in den Finanzmärkten zu erkennen

  • Mithilfe der Formel zur Berechnung des gleitenden Mittelwerts lassen sich der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) und der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA) ermitteln

  • Strategien wie die Crossover-Strategie, die Ribbon-Strategie oder die Bollinger-Bänder-Strategie nutzen den gleitenden Durchschnitt, um Kauf- und Verkaufssignale zu generieren

  • Trotz seiner Vielseitigkeit sollte der gleitende Durchschnitt immer mit anderen Indikatoren kombiniert werden, da er auf historischen Daten basiert und verzögert auf Marktbewegungen reagiert

Definition: Was ist ein gleitender Durchschnitt?

Ein gleitender Durchschnitt ist laut Definition ein statistisches Verfahren, das genutzt wird, um Datenreihen über einen bestimmten Zeitraum zu glätten. Besonders in der technischen Analyse findet er Anwendung, da er hilft, Trends zu erkennen und kurzfristige Kursschwankungen zu filtern. Durch die Berechnung eines Durchschnittswerts aus einer festgelegten Anzahl an Datenpunkten entsteht eine dynamische Linie, die sich mit jedem neuen Wert aktualisiert.

Dieses Instrument wird häufig verwendet, um die allgemeine Richtung eines Markts zu bestimmen und wichtige Signale wie Kauf- oder Verkaufspunkte zu identifizieren. Es liefert einen klareren Überblick über die Kursbewegungen und unterstützt so die Entscheidungsfindung bei Investments. Gleitende Durchschnitte sind einfach anzuwenden und bieten eine wertvolle Grundlage für fundierte Marktanalysen.

Arten von gleitenden Durchschnitten

Gleitende Durchschnitte gibt es in verschiedenen Varianten, die sich vor allem in ihrer Berechnungsweise unterscheiden. Die beiden bekanntesten Typen sind der einfache gleitende Durchschnitt (SMA – Simple Moving Average) und der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA – Exponential Moving Average). Beide dienen dazu, Kursbewegungen zu analysieren, und haben jeweils spezifische Vor- und Nachteile, die sich je nach Trading Strategie nutzen lassen.

Einfacher gleitender Durchschnitt

Der einfache gleitende Durchschnitt (SMA) ist die grundlegende Form eines Moving Averages. Hierbei wird der Durchschnitt der Schlusskurse über eine bestimmte Anzahl an Tagen oder Perioden berechnet. Zum Beispiel ergibt ein 10-Tage-SMA den Mittelwert der letzten zehn Schlusskurse. Sobald ein neuer Schlusskurs hinzukommt, fällt der älteste Kurswert aus der Berechnung heraus, wodurch die Linie dynamisch bleibt.

Diese Methode ist besonders beliebt bei Einsteigern, da sie leicht zu berechnen und zu verstehen ist. Der SMA hilft, die allgemeine Richtung eines Trends zu erkennen und dient oft als Grundlage für Kauf- oder Verkaufssignale, vor allem in Verbindung mit anderen Indikatoren. Allerdings reagiert der SMA langsamer auf plötzliche Kursänderungen, da Trader alle Datenpunkte gleich gewichten.

Exponentieller gleitender Durchschnitt

Der exponentielle gleitende Durchschnitt (EMA) legt hingegen mehr Gewicht auf die jüngsten Kursbewegungen. Das geschieht durch die Anwendung eines Gewichtungsfaktors, der aktuelle Datenpunkte stärker berücksichtigt. Dadurch ist der EMA sensibler für kurzfristige Veränderungen und eignet sich besonders für Trader, die schnelle Marktbewegungen nutzen möchten.

Ein Vorteil des EMA ist seine Fähigkeit, aktuelle Trends schneller zu erfassen, was ihn für kurzfristige Trading Strategien und volatile Märkte attraktiv macht. Gleichzeitig kann seine höhere Sensitivität dazu führen, dass er häufiger auf kurzfristige Schwankungen reagiert, die nicht immer von Bedeutung sind.

Gleitender Durchschnitt – ein Beispiel

Ein praktisches Beispiel für einen gleitenden Durchschnitt ist ein 10-Tage-SMA (Simple Moving Average). Angenommen, die Schlusskurse der letzten zehn Handelstage lagen bei 100 Euro, 102 Euro, 101 Euro, 103 Euro, 105 Euro, 107 Euro, 108 Euro, 110 Euro, 109 Euro und 111 Euro. Der einfache gleitende Durchschnitt wird berechnet, indem diese Werte summiert und durch die Anzahl der Tage (10) geteilt werden. In diesem Fall ergibt sich ein SMA von 105,60 Euro.

Dieser Wert repräsentiert den durchschnittlichen Schlusskurs der letzten zehn Tage und zeigt die allgemeine Richtung des Trends. Mit jedem neuen Handelstag wird der älteste Schlusskurs aus der Berechnung entfernt und der neueste hinzugefügt, wodurch der gleitende Durchschnitt stets aktuell bleibt. Auf einem Kurschart wird dieser Wert als Linie dargestellt, die die Kursentwicklung glättet und Schwankungen reduziert.

In der Praxis könnte ein Trader diesen SMA nutzen, um zu erkennen, ob der aktuelle Kurs über oder unter dem Durchschnitt liegt. Liegt der Kurs über dem gleitenden Durchschnitt, deutet das oft auf einen Aufwärtstrend hin. Liegt er darunter, könnte ein Abwärtstrend vorliegen. 

Warum einen 10-Tage-SMA statt eines 50- oder 200-Tage-SMA?

Die Wahl der Periode hängt von der Trading Strategie ab:

  • Kurzfristige Trader nutzen 10- bis 20-Tage-SMAs, um schnelle Signale für kurzfristige Marktbewegungen zu erhalten

  • Swing-Trader (Trader, die Positionen über mehrere Tage bis Wochen halten) setzen 50-Tage-SMAs ein, um mittelfristige Trends zu identifizieren

  • Langfristige Investoren bevorzugen 100- oder 200-Tage-SMAs, um große Markttrends zu erkennen und langfristige Entscheidungen zu treffen

Je nach Strategie kann also ein kürzerer oder längerer Zeitraum sinnvoll sein.

So berechnest du den gleitenden Durchschnitt   

Die Berechnung eines gleitenden Durchschnitts ist einfach und kann auf verschiedene Arten erfolgen, je nachdem, ob du einen einfachen gleitenden Durchschnitt (SMA) oder einen exponentiellen gleitenden Durchschnitt (EMA) nutzen möchtest. Hier zeigen wir dir beide Berechnungswege:

Einfacher gleitender Durchschnitt (SMA)

1. Daten sammeln: notiere die Schlusskurse der gewünschten Anzahl von Tagen (z.B. 10 Tage)

2. Werte summieren: addiere die Schlusskurse des gewählten Zeitraums

3. Durchschnitt berechnen: Teile die Summe durch die Anzahl der Tage

Beispiel: für einen 10-Tage-SMA mit Schlusskursen von 100 Euro, 102 Euro, 101 Euro, 103 Euro, 105 Euro, 107 Euro, 108 Euro, 110 Euro, 109 Euro und 111 Euro ergibt sich:

Summe: 1056 Euro

SMA: 105,60 Euro

Exponentieller gleitender Durchschnitt (EMA)

Der EMA berücksichtigt aktuelle Kursbewegungen stärker und ist etwas komplexer:

1. Startpunkt berechnen: verwende den SMA als Basiswert für den ersten EMA-Wert

2. Gewichtungsfaktor bestimmen: der Faktor wird mit der Formel berechnet

   Gewichtungsfaktor = 2 / (Periodenanzahl + 1)

   für einen 10-Tage-EMA beträgt der Faktor z.B. 0,1818.

3. EMA berechnen: verwende die Formel

   EMA = (aktueller Kurs - EMA vorheriger Tag) × Gewichtungsfaktor + EMA vorheriger Tag

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Trading Strategien mit gleitendem Durchschnitt

Der gleitende Durchschnitt, auch als gleitender Mittelwert bekannt, ist ein Werkzeug in der technischen Analyse und wird besonders in Märkten mit hohen Kursschwankungen, wie dem Kryptowährungsmarkt, eingesetzt. Kryptowährungen sind bekannt für ihre hohe Volatilität, was bedeutet, dass Kurse oft schnell und stark schwanken. Hier hilft der gleitende Durchschnitt, Trends besser sichtbar zu machen und klare Signale für Kauf- und Verkaufsentscheidungen zu liefern. Doch trotz seiner Vielseitigkeit hat der gleitende Durchschnitt auch Schwächen. Da er auf historischen Daten basiert, reagiert er träge auf plötzliche Marktbewegungen. Das kann dazu führen, dass Signale verzögert eintreffen oder Fehlsignale entstehen, besonders in volatilen oder seitwärtsgerichteten Märkten.

Trader sollten daher den gleitenden Durchschnitt nicht isoliert betrachten, sondern mit weiteren Trading Indikatoren kombinieren, um Entscheidungen zu treffen. Die folgenden Strategien zeigen, wie der gleitende Durchschnitt sinnvoll eingesetzt werden kann, um Markttrends zu analysieren und potenzielle Kauf- und Verkaufssignale zu identifizieren.

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Ribbon-Strategie

Die Ribbon-Strategie kombiniert mehrere gleitende Durchschnitte mit unterschiedlichen Periodenlängen, um die Stärke eines Trends und mögliche Wendepunkte zu analysieren. Diese Durchschnitte, wie etwa ein 10-Tage-, 20-Tage- und 50-Tage-SMA, verlaufen parallel und bilden ein visuelles „Band“ auf dem Kurschart.

Ein Vorteil der Ribbon-Strategie ist, dass sie die Dynamik eines Marktes klar visualisiert: wenn die Durchschnitte eng beieinanderliegen, signalisiert das geringe Volatilität, während ein Auseinanderdriften auf starke Trends hinweist. Allerdings kann die Strategie in Seitwärtsmärkten Fehlsignale liefern, da sich die Durchschnitte häufig überkreuzen und dadurch keine klaren Richtungen vorgeben. Anfänger sollten deshalb zusätzlich andere Indikatoren verwenden, um die Signale der Ribbon-Strategie zu bestätigen.

Crossover-Strategie

Die Crossover-Strategie ist eine der bekanntesten Methoden, um gleitende Durchschnitte für das Trading zu nutzen. Hierbei werden zwei Durchschnitte mit unterschiedlicher Periodenlänge kombiniert, zum Beispiel ein 50-Tage- und ein 200-Tage-SMA. Wenn ein kurzfristiger gleitender Durchschnitt einen langfristigen gleitenden Durchschnitt von unten nach oben kreuzt, spricht man von einem Golden Cross. Dieses Signal wird als Hinweis auf einen möglichen Aufwärtstrend gewertet, da es zeigt, dass der kurzfristige Trend an Stärke gewinnt.

Kreuzt der kurzfristige Durchschnitt hingegen den langfristigen von oben nach unten, nennt man das Death Cross. Dies deutet darauf hin, dass eine Abwärtsbewegung einsetzen könnte, da die kurzfristige Dynamik nachlässt.

Ein Vorteil dieser Strategie ist ihre Einfachheit und Klarheit, was sie besonders für Einsteiger geeignet macht. Nachteilig ist jedoch, dass die Signale oft verzögert eintreffen, da gleitende Durchschnitte auf historischen Daten basieren. Das kann dazu führen, dass ein Trader erst spät in einen Trend einsteigt oder ein Signal bei schnellen Kursänderungen verpasst.

MACD-Strategie

Der Moving Average Convergence Divergence (MACD) kombiniert gleitende Durchschnitte mit Momentum-Indikatoren, um nicht nur Trends, sondern auch deren Stärke zu bewerten. Der MACD setzt sich aus zwei Linien zusammen: der MACD-Linie, die den Unterschied zwischen zwei EMAs berechnet, und der Signal-Linie, einem 9-Tage-EMA des MACD. Schneiden sich diese Linien, entstehen Kauf- oder Verkaufssignale.

Die MACD-Strategie bietet den Vorteil, dass sie gleitende Durchschnitte mit Dynamik verbindet, was sie vielseitig und effektiv macht. Besonders bei starken Trends liefert der MACD zuverlässige Signale. Ein Nachteil bei dieser Strategie zum gleitenden Mittelwert ist jedoch, dass der Indikator in Seitwärtsmärkten weniger aussagekräftig ist und Fehlsignale erzeugen kann. Trader sollten daher den MACD mit weiteren Indikatoren kombinieren, um die Marktlage besser einschätzen zu können.

Bollinger-Bänder-Strategie

Die Bollinger-Bänder-Strategie nutzt einen gleitenden Durchschnitt (häufig ein 20-Tage-SMA) in Kombination mit Volatilitätsbereichen, die durch die Standardabweichung der Kursbewegungen bestimmt werden. Die oberen und unteren Bänder helfen, überkaufte oder überverkaufte Marktsituationen zu identifizieren.

Ein Vorteil der Bollinger-Bänder-Strategie ist, dass sie nicht nur Trends, sondern auch die Volatilität des Marktes berücksichtigt. Trader können so erkennen, ob der Markt zu stark gestiegen oder gefallen ist, was potenzielle Wendepunkte signalisiert. Der Nachteil dieser Methode ist jedoch, dass sie in stark trendenden Märkten weniger zuverlässig ist, da Kurse die oberen oder unteren Bänder länger berühren können, ohne sofort umzukehren.

Fazit: Technische Analyse mit Moving Averages

Moving Averages, also gleitende Durchschnitte, sind ein hilfreiches Werkzeug in der technischen Analyse. Sie glätten Kursschwankungen und machen Trends in Perioden sichtbar, die in den täglichen Kursbewegungen oft verborgen bleiben. Mit einfachen Formeln​ kannst du den gleitenden Mittelwert berechnen und direkt in deine Analysen einbauen. Besonders hilfreich sind sie, um Kauf- oder Verkaufssignale zu erkennen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

Ein klarer Vorteil des gleitenden Durchschnitts liegt in seiner Vielseitigkeit: Ob einfacher gleitender Mittelwert (SMA) oder exponentieller Moving Average (EMA), beide lassen sich flexibel in Strategien wie die Crossover-Strategie oder die Bollinger-Bänder-Strategie integrieren. Sie helfen dir, Trends zu identifizieren, Widerstands- und Unterstützungslinien auszumachen und deine Trading Strategien zu optimieren.

Aber auch die Nachteile des gleitenden Mittelwerts solltest du beachten. Da Moving Averages auf historischen Daten basieren, reagieren sie oft verzögert auf plötzliche Kursänderungen. In volatilen Märkten kann das dazu führen, dass Signale zu spät oder ungenau kommen. Um das auszugleichen, ist es sinnvoll, gleitende Durchschnitte mit anderen Indikatoren wie dem MACD oder der Volatilitätsanalyse zu kombinieren.

Zusammengefasst: Der gleitende Durchschnitt ist ein einfacher, aber effektiver Indikator, der sowohl Anfänger als auch erfahrene Trader unterstützt. Mit den richtigen Tools und einer durchdachten Strategie kannst du ihn nutzen, um bullische Trends oder bärische Märkte zu erkennen und bessere Entscheidungen auf Basis deiner Analysen zu treffen. 

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